Vom: 01.07.2021
Allgemein
Experimental-Kioske für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft
An Kiosken werden nicht nur Zeitschriften, Tabakwaren und Getränke verkauft. Die stationären Buden sind auch Treffpunkte für die Menschen aus dem jeweiligen Wohnquartier, und der Plausch über die aktuellen Themen in der Nachbarschaft gehört für viele Kioskbesucher zum Einkauf dazu. Mit den Menschen ins Gespräch kommen und sich über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse austauschen, ist auch das Ziel der sogenannten Experimental-Kioske des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Dort gibt es allerdings weder Getränke noch Tageszeitungen, sondern einen Bildschirm mit Eingabefunktion zur direkten Kommunikation mit Wissenschaftler*innen.
Unterstützt von der Initiative karlsruhe.digital wurden die stationären Kommunikationseinheiten am Karlsruhe Decision & Design Lab (KD²Lab) entwickelt und sollen künftig an zentralen und viel frequentierten Standorten wie dem ZKM I Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe oder dem Informationscenter Schaufenster Karlsruhe am Marktplatz aufgestellt werden. Im Rahmen des Wissenschaftfestivals EFFEKTE wurden die Experimental-Kioske bereits erfolgreich vom 12. bis 20. Juni 2021 beim sogenannten Science Shopping eingebunden. So konnten Wissenschaftsbegeisterte im Feinkostgeschäft el corazón, bei PapierFischer, im Modehaus Schöpf sowie beim Hilfiger Store in der Karlsruher Herrenstrasse die Kioske testen. „In den Experimental-Kiosken können Passant*innen direkt und unkompliziert an kleinen wissenschaftlichen Studien teilnehmen“, sagt KD²Lab -Managerin Anke Greif-Winzrieth. Stammkundschaft ist dabei ebenso willkommen wie Laufkundschaft. Auch das ist eine Gemeinsamkeit mit den Verkaufs-Kiosken.
Arbeitskreis Wissenschaft will Bürger*innen aktiv mit einbinden
Die Digital Citizen Science ist auch sonst ein Schwerpunkt des interdisziplinär ausgerichteten KD²Lab. Bei der sogenannten digitalen Bürgerwissenschaft werden Forschungsprojekte teilweise oder komplett mit wissenschaftlichen Lai*innen durchgeführt. Die Beteiligung der Stadtgesellschaft an wissenschaftlichen Projekten ist für Prof. Dr. Alexander Mädche vom KIT-Institut für Wirtschaftsinformatik und Marketing (IISM) sowie Leiter des Arbeitskreises Wissenschaft bei der Initiative karlsruhe.digital, eine wichtige Aufgabe für zeitgemäße Forschungseinrichtungen. Die elf Arbeitskreise zu Themenbereichen wie Wissenschaft, Bildung oder Gründerkultur sind wichtige Eckpfeiler bei der täglichen Arbeit von karlsruhe.digital. Für die Leitung und Koordination der Arbeitskreise sind Mitglieder des Steuerkreises der Initiative zuständig, die externen Impulse kommen von Expert*innen aus den Karlsruher Forschungseinrichtungen und der Digitalwirtschaft. Ziel der einzelnen Arbeitskreise ist die Analyse des Digitalstandorts Karlsruhe sowie die Suche nach möglichem Verbesserungspotenzial.
“Forschungsergebnisse öffentlich mitzuteilen, reicht schon lange nicht mehr aus. Deshalb können sich die Menschen mittlerweile auch aktiv an den Forschungen beteiligen und ihr Feedback geben.”,
so Prof. Dr. Alexander Mädche.
Von einem regelmäßigen Dialog können am Ende beide Seiten profitieren. Bürger*innen werden frühzeitig über die aktuellen Entwicklungen in den Forschungseinrichtungen informiert, Wissenschaftler*innen erhalten Rückmeldungen über die Akzeptanz von neuen technischen Errungenschaften aus der Gesellschaft. Gerade dieses Feedback ist nach Mädches Einschätzung auch aus empirischer Sicht wertvoll und gewinnt immer stärker an Bedeutung. „Viele technische Neuheiten muss man mittlerweile vom Ende her entwickeln“, betont Mädche. Denn ohne die gesellschaftliche Akzeptanz seien selbst innovative Produkte zum Scheitern verurteilt.
Mehr Sichtbarkeit für die Wissenschaftsstadt Karlsruhe
Sichtbar wurde die Wissenschaftsstadt Karlsruhe bislang vor allem bei Mitmach-Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür am KIT oder beim Wissenschaftsfestival EFFEKTE. Außerdem haben zahlreiche Menschen die Forschungen der Karlsruher Wissenschaftsschmieden bei Reallaboren wie dem Quartier Zukunft in der Karlsruher Oststadt aktiv begleitet.
Mit einer sichtbaren und erlebbaren Bürgerbeteiligung wollen Mädche und seine Mitstreiter*innen künftig auch die Wissenschaftsstadt Karlsruhe tiefer im öffentlichen Bewusstsein der Stadtgesellschaft verankern. „Wir haben Großes vor. Denn wir sind der Ansicht, dass sich Karlsruhe gerade wegen der hohen wissenschaftlichen Kompetenz gut von anderen Städten differenzieren kann“, betont Mädche. In ersten Workshops und Projekttreffen seien bereits mögliche Konzepte zur Umsetzung einer solchen Strategie besprochen worden. Auf jeden Fall soll die Kommunikation künftig breiter und neutraler werden. Weg von Einzeleinrichtungen wie dem KIT und hin zu einem gemeinsamen Branding wie „Unser Campus“ lautet die Devise.